Unser Deutschbuch Doppelklick 8 enthält ein Kapitel mit Texten und Schreibtipps des Bestsellerautors Andreas Eschbach, der unter anderem »Marsprojekt« und »Haarteppichknüpfer« verfasste. Das »Jesus-Video« machte ihn berühmt.
Freundlicherweise beantwortete Herr Eschbach den Schüler*innen des DE 8ab, zu dieser Zeit unterrichtet von Frau Trinley, per Mail einige Interviewfragen.
Schülerfrage 1: Wie lange arbeiten Sie an so einem Roman?
AE: Das kommt ein bisschen darauf an, wie dick der Roman wird, aber meistens brauche ich knapp ein Jahr, bis ein Roman fertig ist.
Schülerfrage 2: Haben Sie Geschichten geschrieben, die nicht veröffentlicht wurden?
AE: Ja, eine Menge. Die liegen alle in einer großen Kiste in meinem Arbeitszimmer unter Verschluss. Ich hab ja mit 12 angefangen zu schreiben, und man kann sich vorstellen, dass diese ersten Texte noch nicht so waren, dass man sie dem Rest der Welt zumuten sollte. Und die, die ich mit 14 geschrieben habe, auch noch nicht. Als ich 17 war, wurd’s allmählich, aber dafür hatte ich die doofe Angewohnheit entwickelt, Sachen nicht zu Ende zu schreiben, sodass nur eine Menge Anfänge entstanden …
Schülerfrage 3: Wie viele Bücher haben Sie veröffentlicht?
AE: Inzwischen sind es, glaube ich, so um die 25.
Schülerfrage 4: Schreiben Sie auch mal mit der Hand?
AE: Ich schreibe ziemlich viel mit der Hand, aber in der Regel nur die Notizen und Entwürfe zu einem Roman; den eigentlichen Text schreibe ich immer direkt am Computer.
Schülerfrage 5: Was hat Sie vom Leser zum Schreiber gemacht?
AE: Keine Ahnung, ich habe irgendwie schon immer geschrieben. Noch bevor ich in die Schule gekommen bin, habe ich mir von meinem Vater das Alphabet erklären lassen und dann Geschichten geschrieben. Kurze natürlich und in ziemlich radikaler Rechtschreibung, aber immerhin.
Schülerfrage 6: Sie verbringen sehr viel Zeit mit Schreiben. Was reizt Sie daran?
AE: Schwierige Frage. Ich könnte sagen, dass es mir einfach gefällt, immer aufs Neue mitzuerleben, wie aus einer anfänglich kleinen Idee eine ganze große Geschichte wird – aber eigentlich kann ich es nicht wirklich erklären. Zum Glück gefallen nicht allen Menschen dieselben Tätigkeiten gleich gut, sonst gäb’s Gedrängel.
Schülerfrage 7: Wie gehen Sie bei der Recherche vor?
AE: Erst mal lese ich eine Menge – im Internet, vor allem aber in meiner eigenen Bibliothek, in der Bücher zu allen möglichen Themen stehen. Meistens finde ich dabei heraus, welche Bücher noch nützlich wären; die bestelle ich dann und lese sie auch. Und erst wenn ich das Gefühl habe, ich habe meine Hausaufgaben gemacht, und dann immer noch Fragen offen sind, suche ich mir Fachleute, die ich anschreiben und befragen kann.
Bei meinem letzten Roman »NSA« zum Beispiel hatte ich schon etliche Bücher über das Dritte Reich und den Zweiten Weltkrieg gelesen, das Tagebuch von Anne Frank, die Erinnerungen von Ruth Klüger und so weiter, aber nur wenig über den damaligen Alltag, also habe ich nach Büchern darüber gesucht und die auch noch gelesen. Das waren dann zusätzlich noch einmal, na, etwas über zweitausend Seiten, aber zum Glück lese ich schnell. Und es war eine zwar gruselige, aber doch interessante Lektüre. Möglichst viel zu wissen ist fürs Schreiben notwendig, auch wenn man nur ganz wenig von dem, was man gelesen hat, tatsächlich genau so, wie man es gefunden hat, im Buch verwenden kann.
Lehrerfrage: Sie bauen oft sehr starke Nebenfiguren auf. Warum?
AE: Ich neige dazu, ja. Was Nebenfiguren so reizvoll macht, ist, dass sie viel freier sind in ihren Möglichkeiten als die Hauptfiguren. Die Hauptfiguren bewegen sich ja immer auf ein durch die Idee oder das Thema der Geschichte bestimmtes Ziel zu – der Detektiv findet den Mörder entweder oder er findet ihn nicht, aber wenn er kurz vor Ende des Buches beschließen sollte, den Fall einfach jemand anderem zu übergeben und eine Weltreise anzutreten, dann fänden wir das in der Regel kein gelungenes Finale. Eine Nebenfigur könnte das hingegen ohne Weiteres machen.
Frau Trinley und DE 8ab: Vielen Dank für die Auskünfte!
AE: Gerne.