MSS 13 – Abschlussjahrgang, Abitur steht unmittelbar vor der Tür, 16 Schulwochen bis zu den Prüfungen, kaum mehr bis zum Mündlichen und dann…Abifeier, Abschlusszeugnisse, Reden, Freuden- und Abschiedstränen – alles, wie jedes Jahr im Jahrgang 13…
Die MSS 13 ist sowohl für Schüler als auch Lehrer jedes Jahr ein besonderer Jahrgang. MSS 13 heißt Vollgas geben, durchhalten, Stress, Zeitdruck, ganz häufig auch einfach nur Panik – vor dem was kommt, was passieren wird, wie es ausgehen wird. Angst vor dem, was nach der MSS 13 kommt. Braucht man einen Plan B? Plan C? Überhaupt mal einen Plan?
MSS 13 heißt, dem „Ernst des Lebens“ ins Auge blicken, eine Planung beginnen, die über das nächste Wochenende hinausgeht, sich auf einen Beruf oder Studiengang festlegen, Vorfreude auf das haben, was kommt. Endlich raus aus der Schule, ab ins wilde Leben…
In diesem Jahr heißt MSS 13 aber auch, Ungewissheit und die Sorge davor, wie das sowieso schon stressige letzte Schuljahr ablaufen wird, was wird möglich sein, was unmöglich. Abiturfeier mit der ganzen Stufe? Aktuell unmöglich. Abiturprüfungen im Januar? Zum Glück! Unterricht im Februar? Wer weiß…
Der Grundkurs Deutsch der Jahrgangsstufe 13 hat sich in den letzten Stunden mit Kurzgeschichten befasst. Dieses Mal sollten die Schüler selbst mal kennenlernen, wie es ist, eine Kurzgeschichte zu schreiben. Und dabei hat der ein oder andere Schüler sich auch auf dieses ganz besondere Jahr 2020 bezogen – egal ob Sehnsüchte, Zukunftsängste oder die ganz alltägliche Hektik, die uns doch so häufig vergessen lässt, dass auch die kleinen Momente ganz besonders sein können…
Sehnsucht
Nur eine harmlose Erkältung, nicht mehr und auch nicht weniger wurde vom Arzt diagnostiziert, so wie viele weitere auch an diesem Tag. Jan will wie jedes Wochenende in die Disco. Marko, sein bester Freund, begleitet ihn üblicherweise. Ein Bier, ein paar weitere hinterher, einige Shots und ab geht’s in die nächste Disco, naja so würde es normalerweise ablaufen. Aber derzeit ist nichts normal. Der Alltag von Jan ist trostlos, langweilig, monoton. Keine Restaurants, Bars, Kneipen nicht einmal Cafés haben geöffnet und seine Freunde darf er außerhalb der Schule nicht einmal anschauen, ohne dass er von den wenigen Personen, die noch in der Öffentlichkeit sein dürfen, böse angeschaut wird oder von der Polizei sogar eine Geldstrafe aufgebrummt bekommt. Jan sitzt wie die letzten Tage Zuhause und ruft seinen Freund Marko an. „Na hast du es auch schon gehört, dass Bayern wieder komplett dicht macht?“, fragte er ihn mit leichtem Seufzen. „Ja“, antworte Marko. „Du darfst nur noch das Haus verlassen, wenn du einen wichtigen Grund hast“, fügte er ironisch hinzu. Marko hielt kurz inne und schrie wenige Sekunden aufgebracht in den Hörer: „Langsam reicht mir es! Marionetten sind wir! Marionetten! Nichts dürfen wir, außer brav in unserem Kämmerchen sitzen. Früher konnten wir Spaß haben!“ „Ja Marko, aber was sollen wir tun? Möchtest du lieber 500€ zahlen oder vielleicht in den Knast gehen?“, antwortete Jan. Marko atmet tief durch. „Ich möchte einfach wieder Leben, Spaß haben, rausgehen ohne Einschränkungen. Ich fühle mich wie ein Tier im Käfig, dass nur rausgelassen wird, um sein Geschäft zu verrichten. Wie lange soll das denn noch gehen?“ Marko wirkt verzweifelt. Jan muss kurz überlegen und antwortet zunächst: „Komm doch erstmal runter. Der Impfstoff wird in wenigen Wochen bereits in England kommen und bald auch bei uns. Bald sehen wir uns wieder, vertrau mir und bald ist alles wieder normal.“
(Kian Ströhl, MSS 13b 2020)
Schwere Zukunft
Und nun saßen sie da und schwiegen. Marie schaute aus dem Fenster ihres Zimmers und dachte nach, sie dachte nach was nun als Nächstes folgen würde. Würde sich wirklich alles ändern oder würde, wenn auch nur ein bisschen, ihr Umfeld bestehen bleiben? Ihre Freunde, ihre Familie, ihr Zuhause, ihr Leben. Während sie darüber nachdachte, lief ihr eine Träne die Wange hinunter. ,,Du weißt doch, dass alles gut wird. Wir werden uns immer noch sehen und die anderen werden sich trotzdem noch melden. So eine Veränderung ist wirklich nichts Schlimmes, es ist sogar meistens etwas Positives.“, sagte Clara optimistisch und legte ihre Hand auf die von Marie. „Was ist aber, wenn ich das nicht will? Was ist, wenn alles was jetzt kommt nicht gut ist? Was ist, wenn alles was jetzt kommt nicht klappt?“, fragte Marie und ihre Augen füllten sich mehr mit ihren Tränen. Die Stimme von Clara rückte immer weiter in den Hintergrund und Maries Ängste rückten in den Vordergrund. Sie konnte nur noch an ihre Zukunft denken, welche ihr solche Angst machte. Je mehr sie daran dachte was ihr bald bevorstehen würde, desto panischer wurde sie. Clara bemerkte diese Panik in ihr und schnipste mit den Fingern. Mit einem Mal war sie wieder voll und ganz da und hörte Clara genaustens zu. „Ich weiß, dass es dir Angst macht, aber jedem macht mal etwas Angst. Glaub mir, wir schaffen das gemeinsam! Selbst wenn sich alles verändert, weiß ich ganz genau, dass wir uns nicht ändern werden und wir für immer für einander da sein wer…“ Marie unterbrach sie mit einer schluchzenden Stimme, stand von ihrem Bett auf und ging an ihr Fenster. ,,Das kannst du nicht wissen, du kannst nicht wissen was die Zukunft bringen wird. Wer weiß was morgen ist, vielleicht bist du schon morgen gar nicht mehr da, vielleicht schaffe ich den Abschluss auch nicht und ihr lebt euer Leben ohne mich weiter. Egal wie es kommt, die Zukunft ist zu unsicher, um zu sagen was passieren wird.“ Darauf erwiderte Clara: „ Aber hör mal, das hier war doch auch mal die Zukunft.“ Sie stand ebenfalls von Maries Bett auf und ging zu ihr ans Fenster. „Die Zukunft ist etwas, das die meisten erst lieben, wenn es Vergangenheit geworden ist. Woher willst du also wissen, ob deine Zukunft nicht deine schönsten Erlebnisse beinhalten wird, wenn du sie nicht zulässt?“ Ihre Hand streifte über Maries Rücken, während sie sich zur Tür umdrehte und darauf das Zimmer verließ.
(Emily Müller, MSS 13B)
Momente des Glücks
Sie stieg aus dem Bus. Blickte in die Menschenmenge und lächelte. Nicht, wegen all den unzufriedenen, gestressten Gesichtern. Nicht, wegen all dem Müll und den verschmutzten Straßen. Nicht, wegen der Schlägerei und dem lautstarken Streit eines Ehepaares. Nein, sie lächelte nicht wegen all dem, was sie täglich sah, sondern wegen den Kugeln, den Lichtern und dem hell erleuchteten Baum. Sie trat näher. Ihre Augen wurden plötzlich groß vor Freude. ‘Das ist ein schöner Tannenbaum!’, dachte sie. „Du stehst hier mitten im Weg, Mensch! Kannst du nicht zur Seite gehen?” Noch bevor sie antworten konnte, war die Person verschwunden. Sie wählte die Nummer ihrer Freundin Karla. „Hi, Karla! Ich muss dir etwas total tolles zeigen! Ich bin hier in der…”. Doch sie wurde von ihrer Freundin unterbrochen. „Stopp! Ich kann nicht! Ich bin im Weihnachtsstress. Ich melde mich, ciao.” „Aber Karla…”. Doch sie hatte schon aufgelegt. Auf einmal fühlte sie sich einsam. Sie schaute sich um und sah die Menschenmenge vor den Geschäften, die ihre unzähligen Einkaufstüten trugen. Jeder für sich. Jeder verschlossen für die schönen, kleinen Dinge des Lebens. Einige tippten eine Nachricht auf ihrem Handy. Sie versank in ihren Gedanken und roch den Duft frisch gebackener Zimtwaffeln. Als sie sich umschaute, sah sie einen Verkäufer, der eine Waffel nach der anderen auf das Eisen schmiss und hastig nach Wechselgeld wühlte. „Können Sie nicht mal aufpassen?” „So ein Stress! Gehen Sie doch zur Seite!” hörte sie. ‘Wenn die Menschen sich doch Zeit für die unscheinbaren Dinge nehmen würden, wären sie viel glücklicher. ’, dachte sie. Sie schaute in den Himmel und sah die funkelnden Schneeflocken, welche im Licht der Straßenlaternen schimmerten. Kurze Zeit später, bemerkte sie einen Jungen. Er schaute sie ununterbrochen an. Sie schaute verlegen in eine andere Richtung, doch als sie wieder zu ihm schaute, war er verschwunden. ‘Wo ist er denn hin? Warum schaute er mich die ganze Zeit an?’, dachte sie. Sie erschrak. Er stand neben ihr und reichte ihr einen kleinen Zettel und eine Packung Zimtwaffeln. “Ich würde dich gerne kennenlernen. Mir gefällt dein lächeln.”, las sie laut vor und lächelte. ‘Es gibt doch noch Menschen, die auf die kleinen Dinge achten. ’, dachte sie.
(Luisa Pils, MSS 13b)