Es gibt Themen, über die Menschen nicht gerne sprechen. Tod und Sterben gehören definitiv dazu. Doch wir haben uns im Rahmen der Unterrichtsreihe „Medizin und Ethik“ unter anderem mit dem Thema Sterbehilfe und Hospiz beschäftigt. Nachdem wir uns viele Stunden in unserem Ethikkurs der 11. und 12. Jahrgangsstufe mit dem Ärztebegriff, der Definition von Krankheit durch die WHO, den verschiedenen und veränderten Aufgaben und der Verantwortung der Ärzte durch neue Möglichkeiten in der Medizin – unter anderem der Genschere CRISPR-CAS 9 und eben auch den verschiedenen Arten von Sterbehilfe sowie der Hospiz- und Palliativarbeit auseinander gesetzt haben, hatten wir die Möglichkeit zwei Mitarbeiter des Hospizvereins ebenfalls nach ihrer Meinung zu fragen. Am meisten interessierte uns wie Menschen, die tagtäglich mit dem Thema „Sterben“ konfrontiert werden, zur Sterbehilfe stehen. Dafür lud unsere Kursleiterin Frau Mikulla am 12.12.2019 Dagmar Wössner und Stefan Lange vom Hospizverein für Stadt und Landkreis Kaiserslautern e.V. ein (https://hospiz-kaiserslautern.de ).
Für die, die es noch nicht wissen: Ein Hospiz ist eine Einrichtung der Sterbebegleitung, welche es in ambulanter und in stationärer Form gibt. Unheilbar kranke Menschen und deren Angehörigen werden dabei von einem interdisziplinären Team begleitet, das nicht nur aus Medizinern besteht. Das schmerzlose Sterben steht dabei an oberster Stelle, weshalb das Hospiz zur Palliativmedizin gehört. Palliativ bedeutet also, dass nicht die Ursachen einer Krankheit bekämpft werden, sondern dass die Symptome weitestgehend gelindert werden.
In einem Hospiz arbeiten Fachkräfte, die eine Fachqualifikation in Palliativ Care haben, aber zum Großteil ehrenamtliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, welche für die psychosoziale Unterstützung der Patienten geschult sind. Sie sind offen für schwierige Themen, entlasten die Angehörigen und helfen den Patienten, zum Beispiel, indem sie ihnen das Gefühl der Angst und der Einsamkeit nehmen.
Die Leistungen des Hospizes sind kostenlos und werden hauptsächlich durch Spenden finanziert. Die Mitarbeiter beraten Interessierte über die Möglichkeiten der Schmerztherapie, arbeiten vernetzt mit Ärzten und Pflegediensten jeglicher Art um sich medizinisch um ihre Patienten zu kümmern und begleiten sie in einem offenen Trauertreff. Es gibt auch einen ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienst, also eine Begleitung von unheilbar erkrankten Kindern, Jugendlichen und ihren Familien.
Um individuell auf die Pflege eines Patienten eingehen zu können, wird ihre Situation nach dem Begriff des „total pain“ (zu Deutsch „totaler Schmerz“) eingeordnet. Dabei geht es um den körperlichen, seelischen, spirituellen und sozialen Schmerz.
Was uns natürlich auch sehr interessiert hat ist, inwieweit man Ereignisse von der Arbeit mit nach Hause nimmt und wie man es schafft, Abstand zu emotionalen Erlebnissen auf der Arbeit zu halten. Beide antworteten, dass man einen guten Mittelweg finden muss, zwischen emotionalem und rationalem Handeln. Für den Beruf des Krankenpflegers, beziehungsweise der Krankenschwester ist eine gewisse Emotionalität und Offenheit notwendig. Im direkten Gespräch mit den Patienten und ihren Angehörigen ist es wichtig, dass man gegenseitig Empathie empfinden kann. Doch bei rund 300 Patienten jährlich, kann man nicht jedes einzelne Schicksal, dem man begegnet, mit nach Hause nehmen. Dabei ist es wichtig, dass die Mitarbeiter sich mit ihren Kollegen austauschen und auch in ihren Treffen mit speziell ausgebildeten Psychologen besonders bewegende Fälle aufarbeiten. Es war für uns allerdings sehr überraschend, dass diese Treffen nur halbjährlich stattfinden.
Sicherlich – und das bestätigten uns auch Herr Lange und Frau Wössner – gibt es einzelne Fälle, die einem in Erinnerung bleiben. Dies sind nicht immer nur negative Erinnerung. Nein, ganz im Gegenteil. So erinnerten sich die Beiden auch an Patienten, denen sie Wünsche am Ende ihres Lebens erfüllen konnten, auch durch die Kooperation mit Organisationen wie dem Wünschewagen. Viele ältere Menschen möchten beispielsweise noch einmal ans Meer oder einfach nur einen Waldspaziergang machen. Die Wünsche sind individuell, doch eine Zusammenführung mit zerstrittenen Familien oder Freunden kommt tatsächlich des Öfteren vor und dies ist für alle Beteiligten eine schöne Sache.
In Erinnerung bleiben auch besonders junge oder alte Patienten. So erzählte uns Herr Lange von einer 22-jährigen Patienten, die er über ein Jahr betreute und Frau Wössner von einer 107-jährigen Frau, die sie im Sterben begleitete. Man freut sich, wenn jemand lange leben konnte und viel erlebt hat und versteht nicht, wenn ein junger Mensch sterben muss.
Und um jetzt endlich zu der Frage zu kommen, die uns am meisten interessierte – die Meinungen über die aktive Sterbehilfe waren nicht einheitlich. Als Krankenschwester beziehungsweise Krankenpfleger ist es schwierig zu sagen, dass man für die aktive Sterbehilfe ist. Als wir Frau Wössner und Herrn Lange nach ihrer ganz persönlichen Meinung fragten, antworteten sie unterschiedlich begründet. Begründungen, die für uns teilweise nicht nachvollziehbar waren, aber das müssen sie auch nicht, denn jeder hat seine persönliche Meinung. Unser gemeinsamer Konsens war, dass Hospize populärer werden müssen. Viele wissen nicht, dass es solche Einrichtungen gibt, die vielleicht sogar die Sterbehilfe ersetzen kann. Jeder hat das Recht solche Dienste in Anspruch zu nehmen. Besonders empfehlenswert ist dies dann, wenn Patienten keine Angehörigen mehr haben und sich durch die ehrenamtlichen Hospizmitarbeiter nicht mehr so alleine fühlen. Können und Wissen helfen uns nicht weiter, solange Beschwerden, Schmerzen, Ängste, Wünsche und Bedürfnisse nicht erkannt werden. Wir müssen zuhören, zuhören und nochmals – zuhören!!!
Wir danken Herrn Lange und Frau Wössner für die Bereitschaft, uns zu besuchen und für das interessante und offene Gespräch!
Noelia Messer und Kira Lanzenstiel, MSS 1