Manchmal Minderheit – Aber niemals Minderwert!
„Feminismus ist kein Kampf gegen Männer, sondern für Frauen“, sagte die ehemalige Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth bei einer Veranstaltung des rheinland-pfälzischen Landtags im Rahmen der Reihe „Zukunft der parlamentarischen Demokratie“ am Donnerstag, den 05.12.2019. Rita Süssmuth und Landtagspräsident Hendrik Hering plädierten für die Einführung eines Paritätsgesetzes, welches bereits in zehn europäischen Staaten erfolgreich ist. Im Rahmen dieser Veranstaltung lud der Mainzer Landtag verschiedene ausgewählte Schülergruppen aus der Umgebung ein, zu einer öffentlichen Veranstaltung und zu einem davor stattfindenden Workshop zum Thema „Welche Bedingungen müssen geschaffen werden, damit mehr Frauen in die Politik gehen?“. So nahm auch der Sozialkunde Leistungskurs der 12. Jahrgangsstufe mit seiner Kurslehrerin Frau Edwards teil.
Die Veranstaltung begann bereits um 14 Uhr in der Lobby der Steinhalle des Landesmuseums in Mainz. Nach einer kurzen Eröffnungsrede des rheinland-pfälzischen Landtagspräsidenten Hendrik Hering und den Organisatoren, gab es einen kleinen gemeinsamen Mittagsimbiss, bei dem die Schülergruppen sich bereits untereinander kennenlernen konnten.
Anschließend, um 14:45 Uhr, wurden den Schülerinnen und Schülern die vier Themen-Tische von den jeweiligen Moderatorinnen vorgestellt. Sie stellten ihre Person, ihre Arbeit und ihr Diskussionsthema am Tisch vor. Danach konnten alle Schüler selbst entscheiden welcher Themen-Diskussion sie sich anschließen möchten. Nach zwei intensiven Stunden zu den Themen „Frauenfeindliche Kulturen in der Politik“, „Rahmenbedingungen für Frauen in der Politik“, „Was ist eigentlich politisches Engagement?“ und „Brauchen wir ein Paritätsgesetz?“, einigten sich die Gruppen jeweils auf drei ihrer wichtigsten Ergebnisse.
Von 17 Uhr bis 18 Uhr hatten wir eine kleine Pause, die genutzt wurde um sich über die Erfahrungen aus den Themen-Workshops auszutauschen. Einige bereiteten sich bereits auf ihre danach anstehenden Präsentationen im Plenarsaal vor.
Ab 18 Uhr fand dann die öffentliche Abendveranstaltung im Plenarsaal des Landtags statt. Nach der Begrüßung durch Hendrik Hering hielt Frau Prof. Dr. Rita Süssmuth einen beeindruckenden Impulsvortrag. „Wenn wir es laufen lassen, läuft es gegen die Wand!“, denn Fortschritte wie das Frauenwahlrecht, wurden bisher erkämpft und wenn wir es einfach laufen lassen, ohne uns dafür einzusetzen, dann kommen wir nicht weiter. Und jeder muss sich einsetzen, denn dies ist schließlich kein reines Frauenthema, sondern ein Gesellschaftsthema.
Um eine Veränderung zu erreichen, müssen Rahmenbedingungen geändert werden. Vorschläge zum Thema „Frauen und politisches Engagement“ brachten die Schülerinnen und Schüler in ihren anschließenden Präsentationen der Workshops an. Dabei präsentierten in jeweils 4 Minuten zwei bis drei Schüler und Schülerinnen aus den Workshops ihre Ergebnisse. Bereits vermutete Vorschläge wie ein Paritätsgesetz, Kinderbetreuung für politisch Engagierte und eine unabhängige Beschwerdestelle, aber auch sehr überraschende Vorschläge wie die Sensibilisierung der Landtagsmitglieder durch Fortbildungen und eine Anpassung innerhalb des Schul-, und KiTa-Gesetzes, also geschlechtsneutrale Pädagogik, wurden präsentiert und erläutert.
Im Anschluss hatten die Vertreterinnen der Landtagsfraktionen CDU, SPD, AFD, FDP, Linke und Grüne die Möglichkeit während eines Blitzlichtes, jeweils zwei Minuten Stellung zu den angebrachten Vorschlägen zu nehmen.
Daraufhin konnten Rita Süssmuth, Hendrik Hering, Tatjana Herda Muñoz, die Ortsvorsteherin von Mainz-Hechtsheim und Sarah Bast vom Mainzer Frauenzentrum in einer Podiumsdiskussion auf das Gesagte eingehen, sowie auf weitere Fragen der Zuhörer und Zuschauer antworten. Tatjana Herda Muñoz sagte: „Frauen und Männer können gleich viel, weil sie es müssen.“ und ging dabei auf ihre mexikanische Herkunft ein. Ihre alleinerziehende Mutter war in ihrer Kindheit für alles alleine verantwortlich und meisterte die alltäglichen Aufgaben, weil sie es eben musste.
Als die Redner gefragt wurden, wie sie die traditionellen Rollenbilder aufbrechen wollten, antworteten sie, dass es vor allem wichtig sei zu reden und sich sichtbar zu machen.
Den krönenden Abschluss der Veranstaltung, welche von der SWR-Moderatorin Ulrike Nehrbass moderiert wurde, bildete ein Poetry Slam-Beitrag. Der selbstverfasste Text mit dem Titel „Weltschmerz“ der Abiturienten Eva Schweibert rührte dabei sogar einige Zuhörer zu Tränen. „Manchmal ertrag‘ ich die Gesellschaft nicht!“. Sie beendete ihren Vortrag mit dem Appell für mehr Liebe und Akzeptanz.
Nach der Veranstaltung gab es die Möglichkeit zum Umtrunk in der Lobby. Mit einem traditionellen spanischen Tapas-Buffet und vielen buntgemischten Gesprächen genossen die Beteiligten den gemütlichen Ausklang des Tages.
Kira Lanzenstiel & Noelia Messer