Am Pfingstmontag, dem 10. Juni 2019, fand auf dem Flugplatz in Wiesbaden-Erbenheim
eine Veranstaltung statt, die an das Ende der Berliner Luftbrücke erinnern sollte. Die „Airlift“ diente der Versorgung Berlins durch Flugzeuglieferungen der Westalliierten, nachdem die
Sowjetischen Besatzer die Transportwege von der Trizone nach West-Berlin vom 24.Juni 1948 bis 12.Mai 1949 gesperrt hatten.
Am 26. Juni 1948 flogen die ersten Maschinen der US-Amerikanischen Luftwaffe von der Rhein-Main-Airbase Frankfurt und vom Flugplatz Wiesbaden-Erbenheim zum Flughafen Tempelhof in Berlin. Neben Briten und Amerikanern flogen auch Australier, Neuseeländer, Kanadier und Südafrikaner mit. Bis zu der Einstellung der Luftbrücke am 30. September 1949 gab es mehr als 270.000 Flüge nach West-Berlin. Die Gedenkfeiern fanden vom 10.06.19 bis zum 17.06.19 auf vier verschiedenen Flugplätzen Deutschlands statt, diese waren: Wiesbaden, Faßberg, Jagel und Berlin.
Erste Eindrücke
An jenem Tag besuchten wir, die Schüler Tobias Agne (Klasse 12) und Alexander Kupke (Klasse 11) zusammen mit Frau Edwards, das 70-Jahre-Luftbrücke-Event auf dem US-Flugplatz Wiesbaden-Erbenheim. Wir starteten am frühen Vormittag mit dem Auto. Am Gate angekommen sahen wir schon Tausende Besucher, welche wie wir, erst einmal durch die Sicherheitskontrollen mussten. Kontrolliert wurden alle Autos, Taschen und
Rucksäcke, um so potenzielle Gefahren für die Veranstaltung zu minimieren.
Als wir dann endlich auf das Flugplatz-Vorfeld gelassen wurden, konnten wir schon einen ersten Blick auf die gewaltigen Flug-Bomber werfen. Wir hatten hier die Gelegenheit verschiedene Flugzeugmodelle wie z.B. eine North American T-6, Beechcraft King Air oder verschiedene Kampfhubschrauber des Typen AH-64 Apachees in Augenschein zu nehmen.
Die „Helden“ dieser bislang historisch einmaligen Hilfsaktion aber waren die damaligen Piloten und Bodencrews der sogenannten „Rosinenbomber“. Von den damals beteiligten Flugzeugengibt es heute nur noch wenige Exemplare. Die verbliebenen Flugzeuge werden durch verschiedene Liebhaber, Stiftungen und Museen flugfähig gehalten. Die Maschinen der Typen Douglas
DC3/C47 machten sich anlässlich des 70-jährigen Jubiläums von den unterschiedlichsten Orten der Welt auf den Weg nach Berlin. Auf dem großen Flugplatz standen rund 20 „Rosinenbomber“, die ihren Namen der damaligen Aktion zu verdanken haben: Die Piloten warfen nämlich mit diesen Bombern keine Bomben ab, sondern Süßigkeiten an Taschentuchfallschirmen. Manche dieser Flugzeuge konnte man sogar von innen besichtigen. Leider waren aber die Besucherschlangen davor so lang, dass wir nicht hinein konnten.
„Onkel Wackelflügel“ – Gail Halvorsen
Der eigentliche „Star“ des Tages waren aber nicht die Rosinenbomber, sondern der 98-jährige Gail Halvorsen, ein ehemaliger US-Pilot. Dieser setzte um 12.09 Uhr mit dem Flugzeug „Placid Lassie“ auf dem Flugplatz Wiesbaden-Erbenheim auf. Mr. Halvorsen gehörte zu den Piloten, die die vorgenannten Süßigkeiten für die Kinder in Berlin abgeworfen hatten. Man nannte den 98-jährigen Erfinder dieser Aktion auch oft „Uncle Wiggly Wings“ (Onkel Wackelflügel), weil er mit den Tragflächen seiner Maschine wackelte, um so die Aufmerksamkeit der Kinder zu sichern.
Gail Halvorsen gab später in einem kleinen Raum Journalisten ein Interview und wir hatten das Glück, diesem beiwohnen zu dürfen. Auch verschiedene Fernsehteams waren anwesend und veröffentlichten am Abend das Ganze in den Nachrichten. Leider sprach Herr Halvorsen sehr undeutlich und leise, so dass wir nicht alles verstehen konnten. Der bemerkenswerteste Satz in diesem Interview bleibt uns aber im Gedächtnis: „Dass die Berliner Kinder am Zaun, der gerade eben besiegten und zuvor verhassten Feinde, ihn allen Groll vergessen ließen und dort erst der Frieden für ihn wirklich wurde.“
Der Süßigkeiten Abwurf
Gegen Ende des Tages starteten dann die „Rosinenbomber“ noch einmal und machten sich bereit das Ereignis aus vergangener Zeit nachzustellen. Wir hatten Dank guter Beziehungen die einmalige Gelegenheit, das ganze Spektakel vom Dach des Kontrollturms aus zu betrachten. Ca. 1000 Kinder standen schon sehnsüchtig wartend an der Landebahn, um sich die Süßigkeiten zu sichern. Mit kleinen Fallschirmen wurden diese aus den „Rosinenbombern“ heraus abgeworfen.
Nach diesem ereignisreichen Tag – den Kopf voller Eindrücke und Gedanken über die Ereignisse nach dem 2. Weltkrieg – fuhren wir wieder nach Hause. Die Gelegenheit deutsche Geschichte durch Zeitzeugen und die Original-Flugzeuge hautnah erleben zu dürfen, hat uns noch langebeschäftigt.